7. Spieltag (27.09.03) / 2. Tabellenplatz
1.FC Köln - WERDER 1 : 4 (0 : 2)
Kölner Fans fordern Funkels Ablösung
Köln - Der Trainerstuhl von Friedhelm Funkel beim Bundesligisten 1. FC Köln wackelt bedenklich. Mit der 1:4 (0:2)- Niederlage und einer indiskutablen Leistung am Samstag gegen Werder Bremen kommt der Aufsteiger auf die miserable Bilanz von nur einem Sieg aus den letzten elf Punktspielen.
"Geissböcke" weiterhin Letzter
Vor 33.000 Zuschauern im ausverkauften RheinEnergie-Stadion machten der Franzose Johan Micoud (10.) mit seinem vierten Saisontreffer, der Kroate Ivan Klasnic (40.), der Kanadier Paul Stalteri (70.) und der Grieche Angelos Charisteas (90.) die dritte Saison-Heimniederlage und die weiter bedrohliche Situation der Rheinländer perfekt. Matthias Scherz gelang in der 79. Minute die Resultatsverbesserung zum 1:3. Bremen blickt nun ganz nach oben, Köln behält die Rote Laterne.
Rettig steht vorerst zu Funkel
Trotz der sportlichen Talfahrt muss Funkel vorerst aber nicht mit Konsequenzen seitens der Vereinsführung rechnen. "Ich kann definitiv ausschliessen, dass wir uns von Friedhelm Funkel trennen", stärkt Kölns Manager Andreas Rettig dem Trainer demonstrativ den Rücken.
Letzte Chance in Stuttgart?
Den Ernst der Lage verhehlt Rettig aber nicht. "Wir sind nicht so naiv, die Lage zu verkennen. Die Leistung der Mannschaft war desolat." Falls die Mannschaft auch im Schwabenland eine ähnlich bundesligaunwürdige Leistung abliefern sollte, deutete der Manager Konsequenzen an: "Erst wenn der Punkt erreicht ist, wo ich sehe, der Funkel schafft es nicht mehr, werden wir reagieren. Das ist doch völlig klar."
Lautstarke Fan-Proteste
Die Fans dagegen scheinen schon jetzt mit der Geduld am Ende zu sein. Nach der Partie gab es lautstarke Protesten hunderter FC-Anhänger am Marathontor ("Wir sind Kölner und ihr nicht") und Rufe nach der Ablösung Funkels. Es flogen sogar Münzen und Feuerzeuge. Matthias Scherz, der das einzige Kölner Tor in der 79. Minute erzielte: "Ich kann die Fans verstehen, aber es ist nicht immer der Trainer Schuld. Funkel hat das nicht verdient. Und Kapitän Dirk Lottner, der ein miserables Spiel ablieferte, sagte: "Bremen hat uns die Grenzen aufgezeigt. Nun muss sich zeigen, ob wir wirklich eine Einheit sind. Es liegt nicht am Trainer." Coach Funkel zeigte sich von den heftigen Fan-Protesten relativ unbeeindruckt: "Während eines Spiels lässt mich so etwas eigentlich völlig kalt." Die Leistung seiner Mannschaft bezeichnete der 49-Jährige als indiskutabel. Machtlos musste Funkel, seit dem 14. Februar 2002 Chefcoach in Köln, mit ansehen, wie sein Team eine klägliche Leistung ablieferte. Viel zu wenig Einsatz, keine Raumaufteilung, eine völlig unzureichende Zuordnung und eine spürbare Verunsicherung - der FC musste sich von den Hanseaten teilweise vorführen lassen.
Spaziergang für Werder
Im Gegenteil: Die Bremer konnten schalten und walten, wie sie wollten und kamen fast mit angezogener Handbremse zum fünften Sieg im 37. Spiel in Köln. Kölns Daten sind katastrophal: Die Mannschaft hat die wenigsten Ballkontakte in der Liga - im Schnitt sind die Kölner nur zu 46 Prozent am Ball, die höchste Fehlpassquote - jeder vierte Ball landet beim Gegner und obendrein kassieren die "Geissböcke" die meisten Torschüsse (schon 148). Die Bremer blieben angesichts fehlender Gegenwehr der Gastgeber völlig ungefährdet und konnten es sich sogar erlauben, viele Chancen relativ leichtfertig zu vergeben. Allein Kölns Torhüter Stefan Wessels verhinderte in der ersten Hälfte gegen Frank Baumann (32.) und Krisztian Lisztes (33.) einen höheren Rückstand. Nachdem Klasnic mit seinem ersten Saisontreffer die Werder-Führung ausgebaut hatte, gingen die Kölner mit einem gellenden Pfeifkonzert und lauten "Funkel raus"-Rufen in die Kabine.