18. Spieltag (31.01.04) / 1. Tabellenplatz
WERDER - Hertha BSC Berlin 4 : 0 (3 : 0)
Bremen top - Hertha ohne Mumm
"Wir werden nach dem Bremen-Spiel einige Erkenntnisse haben", sagte Hans Meyer vor der Partie im Weserstadion. Nach der 0:4-Pleite beim Tabellenführer düfte nicht nur dem neuen Hertha-Coach klar sein, dass es für die ambitionierten Hauptstädter in dieser Saison nur noch darum gehen kann, den Abstieg irgendwie zu verhindern.
"Eine Katastrophe"
"Wir haben zwar ganz gut angefangen", sagte Verteidiger Marko Rehmer. "Aber nach dem blöden 1:0 durch Ailton fiel bei uns alles zusammen." So präsentierte sich die "Alte Dame" ab der 17. Minute unverändert zu den Auftritten der Hinserie: Kraft-, mut- und ideenlos. Die Konsequenz: Der selbsterklärte Champions-League-Kandidat findet sich auf Rang 18 wieder. "Eine Katastrophe", fand Rehmer. Dem hatte sein Trainer nichts engegenzusetzen.
Bobic hat "die Schnauze voll"
"Das war schon schlimm. Es sah aus, als ob wir überhaupt nicht trainiert hätten", meinte Meyer. Die Hertha sei nach dem 2:0 durch Ailton (30.) "als Team regelrecht weggebrochen", fand der Trainer. Eklatante Schwächen in der Defensive, kein Dagegenhalten im Mittelfeld, Flaute im Sturm - trotz des begnadigten Fredi Bobic. Der gab in 90 Minuten gerade einmal einen Torschuss ab und war nach der Partie sichtlich bedient. "Ich bin hier wieder der Dackel", sagte Bobic. Er ärgere sich "wahnsinnig und habe die Schnauze voll", meinte der vereinsintern heftig kritisierte 32-Jährige. Doch der verhinderte Goalgetter sah auch Positives: "Vor ein paar Monaten hätten wir hier noch mit 0:8 verloren."
Meyer "enttäuscht"
Dennoch: Hans Meyer klagte, von Organisation sei bei der Hertha "überhaupt nichts zu sehen" gewesen. "Ich bin enttäuscht über die Art und Weise der Niederlage", sagte Meyer. Denn seine Elf hatte sich nach dem frühen Rückstand aufgegeben - und taumelt weiter in Richtung Zweite Liga. Spätestens nach dem 3:0 von Johan Micoud (35.) spielte nur noch Werder.
Allofs und Schaaf euphorisch
"Beeindruckend", fand Manager Klaus Allofs die Leistung des SVW. "Es lief sehr rund bei uns", sagte selbst der ansonsten eher zurückhaltende Coach Thomas Schaaf. Den ersten Dreier zum Rückrundenauftakt seit drei Jahren verdankte Bremen vor allem seinem genialen Regisseur Micoud - und Ailton. Der Brasilianer erzielte in seiner 18. Partie seine Saisontore Nummer 17 und 18 und festigte damit den Anspruch der Bremer auf den vierten Meistertitel der Vereinsgeschichte.
Das neue Selbstbewusstsein bei Werder
In der zweiten Hälfte verwaltete Werder den Sieg nur noch. Als Nelson Valdez den Schlusspunkt setzte (90.), war die Partie längst entschieden. "Wir haben sicherlich einen Gang rausgenommen", gab Schaaf zu. Dann hatte der 42-Jährige noch einen Gruss an die Konkurrenz parat: "Trotzdem haben wir das Spiel noch kontrolliert." Soll heissen: Auch mit einer Durchschnittsleistung dominiert Werder die Liga. Schaaf personifiziert das neue Selbstbewusstsein bei Werder. "Die Mannschaft ist gewillt, nachzulegen", sagte er mit Blick auf die kommenden Aufgaben.
"Das ist super"
Werder thront mit vier Punkten vor dem Zweiten aus Stuttgart an der Spitze. Die Bayern liegen nach dem 1:1 in Frankfurt gar schon sechs Punkte hinter Bremen. "Das ist super", findet nicht nur Ailton. Bei all dem Jubel angesichts des Triumphes dachte der Brasilianer aber auch an den geschlagenen Gegner. "Kopf nach oben, weiter arbeiten", empfahl Ailton den Herthanern. Wie man's macht, hatte er ihnen zuvor auf dem Platz gezeigt.