4. Spieltag (23.08.03) / 1. Tabellenplatz
WERDER - FC Schalke 04 4 : 1 (3 : 0)
Werder bringt Heynckes erste Niederlage bei
Bremen/München - Eitel Sonnenschein an der Weser: Mit einem 4:1 (3:0)-Erfolg über Schalke 04 hat sich der SV Werder Bremen die Tabellenführung in der Fussball-Bundesliga gesichert. "Das war eine sehr überzeugende Leistung. Es ist uns überragend gelungen, die Fans zufrieden zu stellen", freute sich Thomas Schaaf. Aber der Werder-Trainer war im gleichen Atemzug auch bemüht, den Ball flach zu halten.
Schaaf will die Euphorie dämpfen
"Wenn es so bleibt, dass wir oben stehen, haben wir natürlich nichts dagegen. Aber man muss die Euphorie im Umfeld sicher etwas dämpfen", weigerte sich Schaaf konsequent, abzuheben. Ob er die Statistik im Kopf hatte? Siege gegen Schalke sind an der Weser nämlich nichts Besonderes, sondern eher die Regel. Die letzten vier Heimspiele gegen die Gelsenkirchener gewannen die Bremer allesamt, sind seit sieben Spielen gegen die "Knappen" ungeschlagen.
Ailton mit tollem Lauf
Trotzdem hätten die Bremer nach zehn Punkten aus vier Spielen Grund genug zur Euphorie. So trifft zum Beispiel Ailton vorne, wie er will - schon vier Tore in vielen Spielen. Gegen Schalke steuerte er das 3:0 (35.) bei. Bereits vorher hatten Angelos Charisteas (13.) und Tim Borowski (28.) - bei seinem ersten Start seit März - für klare Verhältnisse gesorgt. Die Bremer gefielen mit guter Spieleinteilung, schnellen Kontern und hervorragender Chancenverwertung.
Erstes Bundesligator für Werders Valdez
Und an manchen Tagen gelingt dann auch einfach alles. So durfte sich Nelson Haedo Valdez nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung auch gleich über sein erstes Bundesligator (81.) freuen. Das letzte Mal, als die Bremer derart gut in die Saison starteten (1994/95), wurden sie übrigens am Ende Vize-Meister. Ebenso wie Schalke 04 vor gut zwei Jahren.
Schalker Tendenz nach unten
Doch bei dem damaligen "Meister der Herzen" geht die Tendenz seitdem klar nach unten. In dieser Saison soll in jedem Fall ein Platz im Uefa-Cup erreicht werden. Mit Leistungen wie im Weserstadion eine hohe Hürde für den neuen Trainer. "Das war unser schlechtestes Saisonspiel", befand Jupp Heynckes denn auch nach der ersten Saisonniederlage. "Wir haben auch in der Höhe verdient verloren. Das war eine herbe Enttäuschung für uns."
Rost: "Wir waren nur Statisten"
Wiederholen sich derartige Leistungen, dürfte die Euphorie um den Startrainer bald verflogen sein. Dabei hätten nach zwei Remis und dem glücklichen Sieg gegen Köln eigentlich alle gewarnt sein müssen - dachte zumindest Frank Rost. "So etwas hatte sich schon gegen Köln abgezeichnet. Ich dachte eigentlich, heute kommt so eine Art Trotzreaktion. Statt dessen waren wir nur Statisten", beklagte der Torwart vehement die Leistung seiner Vorderleute. "Das war eine mittlere Katastrophe", stimmte Manager Rudi Assauer zu.
Probleme von vorn bis hinten
Und in der Tat: Der Schuh drückt die "Königsblauen" bereits zu diesem frühen Saisonzeitpunkt an allen Ecken und Enden. Im Sturm beispielsweise versiebte Ebbe Sand erneut eine grosse Gelegenheit - als das Spiel noch torlos war. Victor Agalis Treffer (82.) konnte ebenfalls nicht darüber hinweg täuschen, dass im Mittelfeld eine Führungsfigur fehlt. Die Abgänge von Andreas Möller und Marc Wilmots haben eine klaffende Lücke hinterlassen. Am ehesten füllt die noch Christian Poulsen, der mit erst 23 Jahren aber noch zu jung für die Führungsrolle scheint. Und die Abwehr leistet sich eklatante Patzer. Was Aufsteiger Köln noch unbestraft liess, nutzten die routinierten Bremer weidlich aus. Und Besserung ist kaum in Sicht: Die Schalker Verletztenliste ist immer noch extrem lang.
Zusatzbelastung UI-Cup macht sich bemerkbar
Dazu noch die Zusatzbelastung UI-Cup. Das geht langsam an die Substanz. "Man ist müde, und nach dem 0:2 war ich auch mental kaputt", gab Hamit Altintop zu. Anders als in seinen ersten beiden Saisonspielen blieb der Türke diesmal blass. Da wird sich niemand wirklich darüber freuen, dass am Dienstag das UI-Cup-Final-Rückspiel gegen Pasching auf dem Programm steht. "Immerhin eine Chance zur Rehabilitation", meinte Kapitän Tomasz Waldoch.