20. Spieltag (15.02.04) / 1. Tabellenplatz
WERDER - 1.FC Kaiserslautern 1 : 0 (0 : 0)
Ailton eiskalt in letzter Sekunde
Bremen - Sonntag, 19.16 Uhr. Im Bremer Weserstadion hatten sich beim Spiel des SV Werder gegen den 1. FC Kaiserslautern bereits alle mit Bremens erster Nullnummer in dieser Saison abgefunden. Aber dann: Ein Pfiff, ein kollektiver Kaiserslauterer Schrei des Entsetzens - Elfmeter für Werder in der 92. Minute. Lauterns Aleksander Knavs hatte Ailton von den Beinen geholt. Der Brasilianer trat selbst an und vollstreckte eiskalt zu seinem 19. Saisontor. Damit ist der SV Werder Bremen dem vierten Meistertitel der Vereinsgeschichte ein gehöriges Stück näher gekommen.
"Werden für unseren Einsatz belohnt"
"Jetzt haben wir gute Chancen, Meister zu werden", jubelte Ailton nach dem dritten Last-Minute-Sieg binnen 13 Tagen. Schon vergangene Woche erzielten die Hanseaten in Gladbach das Siegtor in der Nachspielzeit, zuvor wurde Zweitligist Greuther Fürth erst in den Schlusssekunden aus dem Pokal geworfen. "Das zeigt, dass wir immer die Entscheidung suchen. Im Moment werden wir für unseren Einsatz belohnt", sagte Bremens Coach Thomas Schaaf. Mittelfeldspieler Fabian Ernst sieht allerdings Anlass zu Kritik: "Wir sollten auch wieder spielerisch überzeugen. Auf Dauer sollten wir uns nicht auf unser Glück verlassen."
FCK schon acht Mal ohne Torerfolg
Mit dem Sieg hat Werder den Vorsprung an der Tabellenspitze auf neun Zähler zu den Verfolgern Bayern München und VfB Stuttgart ausgebaut. In 40 Jahren Bundesliga hatten erst zwei Teams am 20. Spieltag solch einen Vorsprung - Nürnberg und Bayern wurden anschliessend Meister. Die Pfälzer zeigten im zweiten Spiel unter Trainer Kurt Jara weiter aufsteigende Tendenz, finden sich mit nur 18 Punkten allerdings auf einem Abstiegsplatz wieder. Der FCK blickt weiter in eine ungewisse Zukunft. In den vergangenen sieben Partien gelang ihnen nur ein Dreier - acht Mal blieben die "Roten Teufel" in dieser Saison ohne Treffer. Das ist "Liga-Spitze".
Klose vergibt Grosschancen
Vor 36.933 Zuschauern im Weserstadion war das Resultat trotz der klaren Feldvorteile der Platzherren etwas schmeichelhaft. Die "Roten Teufel" agierten zwar weitgehend defensiv, waren jedoch bei Kontern stets gefährlich. Alleine Miroslav Klose hätte die Gäste in der ersten Hälfte bei Grosschancen in Führung bringen müssen. Einmal scheiterte der Nationalstürmer völlig freistehend an Torwart Andreas Reinke - anstatt auf den mitgelaufenden Hrstov abzuspielen.
Fingerzeig des Nationalstürmers
Wenig später kam er nach einer Riedl-Flanke aus fünf Metern frei zum Kopfball. Verteidiger Valerien Ismael rettete artistisch auf der Linie. Doch auch sein Sturmpartner Vratislav Lokvenc scheiterte in der 64. und 68. Minute jeweils aus aussichtsreicher Position. "Wenn die weiter so viel Glück haben wie heute, wird Bremen Meister", sagte Klose. Der Nationalspieler gab nach dem Spiel sogar einen Fingerzeig, ob er in der kommenden Saison für Werder auf Torejagd geht: "Es sieht ganz gut aus."
Werder rennt lange vergebens an
Allerdings hatten die Hanseaten vor allem in der zweiten Hälfte auch gute Möglichkeiten: Drei Minuten nach Wiederbeginn konnte FCK-Torhüter Tim Wiese in letzter Sekunde dem einschussbereiten Tim Borowski den Ball vom Fuss nehmen. Vier Minuten später wurde der Ungar Krisztian Lisztes bei einem Schussversuch in letzter Sekunde abgeblockt. Dennoch spielte der mit bislang 51 Toren erfolgreichste Bundesliga-Sturm an diesem Abend unter seinen Möglichkeiten. Weder der Brasilianer Ailton noch sein Stürmerkollege Ivan Klasnic konnten sich gegen die sehr solide verteidigenden Gäste entscheidend in Szene setzen.
Bremen seit elf Spielen ohne Niederlage
Bis zur 92. Minute: Für FCK-Trainer Kurt Jara, in dessen Team sich Abwehrchef Timo Wenzel und der überragende Schlussmann Tim Wiese die Bestnoten verdienten, war es ein "halbes Foul". Ailton sah das natürlich anders: "Das war ein hundertprozentiger Elfmeter." "Den muss man in der Nachspielzeit nicht pfeiffen", hielt Jara dagegen. Was bleibt: Bremen startet mit der perfekten Ausbeute von drei Siegen in die Rückserie, ist seit insgesamt elf Partien ungeschlagen. Das gelang zuletzt in der Saison 1992/93 - am Ende hielten die Grün-Weissen die "hässlichste Salatschüssel der Welt" in den Händen.