1. Spieltag (02.08.03) / 2. Tabellenplatz
Hertha – WERDER 0 : 3 (0 : 2)
Micoud und Ailton führen die Hertha vor
München -"König Johan" wartete vor der Bremer Kurve geduldig auf sein Gefolge, umarmte jeden Mitspieler und liess sich von den jubelnden Fans feiern. 3:0 (2:0) hatte der SV Werder mit einem überragenden Johan Micoud zum Bundesliga-Auftakt bei Hertha BSC Berlin gewonnen und damit die 0:4-Schmach vom UI-Cup-Hinspiel beim FC Pasching drei Tage zuvor vergessen gemacht.
Hertha-Coach Huub Stevens rang auf der Gegenseite nach Worten: "Unglaublich, wir sind im eigenen Stadion vorgeführt worden.""Das ist bizarr, fast paradox. Erst verliert man in Österreich 0:4, und dann gewinnt man in Berlin 3:0", versuchte Micoud seine Gefühle zu ordnen.
Micoud überragend
Der 30 Jahre alte französische Nationalspieler hatte glänzend Regie geführt und seine Leistung mit einem Sololauf in der 21. Minute zum 2:0 gekrönt. Das 1:0 durch den zweifachen Torschützen Ailton (18. und 65.) hatte der ehemalige Spieler vom AC Parma vor 40.152 Zuschauern im Olympiastadion vorbereitet. "Johan hat sehr effektiv gespielt. Er hat gut mit seinen Kollegen harmoniert und das Tempo bestimmt", lobte Bremens Trainer Thomas Schaaf.
Starke Bremer Vorstellung
Die starke Leistung seiner Spieler machte dem Coach wieder Mut für das UI-Cup-Rückspiel am Mittwoch gegen den FC Pasching: "Wir müssen jetzt nachlegen und uns für die katastrophale Leistung beim 0:4 aus dem Hinspiel rehabilitieren." Auch Klaus Allofs ist wieder optimistischer: "Wenn Micoud einen guten Tag hat und Ailton trifft, dann können wir jeden Gegner schlagen." Der Werder-Sportdirektor lobte Einstellung und Engagement der Spieler, "obwohl der Sieg noch viel klarer hätte ausfallen können".
Marcelinho mit Mittelfussbruch
Herthas Spieler schlichen dagegen mit gesenkten Häuptern in die Kabine, mit dieser Klatsche hatte keiner gerechnet. Höhepunkt des schwarzen Hertha-Tages war die schwere Verletzung von Spielmacher Marcelinho. Der Brasilianer zog sich in der 45. Minute ohne Einwirkung eines Gegenspielers einen Bruch des Mittelfussknochens zu und wird sechs bis acht Wochen ausfallen. "Marcelinho war durch eine Prellung schon verletzt, doch ich habe kein Risiko darin gesehen, ihn spielen zu lassen", erklärte Hertha-Arzt Dr. Uli Schleicher.
Stevens wortkarg
Stevens wusste nicht so recht, ob die 0:3-Niederlage oder die Verletzung Marcelinhos mehr schmerzte. "Wenn ich darüber sprechen müsste, was heute alles schief gelaufen ist, dann hätte ich zwei Stunden zu reden", merkte Stevens nur an und bezeichnete sämtliche seiner Spieler als Ausfälle: "Auch die Neuen." Der Coach ordnete für Sonntag ein Straftraining an. Nichts zu sehen war von den Neuzugängen Fredi Bobic, Artur Wichniarek oder Niko Kovac.
"Das war grottenschlecht"
"Das war grottenschlecht. So einen Auftakt hatte ich noch nie", meinte Kovac. Der Ex-Münchner konnte genauso wie seine Kollegen dem Spiel keine Impulse geben. "Das war überhaupt nichts", meinte auch Manager Dieter Hoeness. Der mächtige Mann bei Hertha hatte sich den Start in die neue Saison ganz anders vorgestellt: "Wir haben die nötige Aggressivität vermissen lassen. Die Spieler standen zu weit von ihren Gegenspielern weg", stellte Hoeness fest. In die Angelegenheiten des Trainers wollte sich der Manager jedoch nicht einmischen: "Ich werde nach dieser Niederlage noch nicht mit der Mannschaft reden."7