6. Spieltag (20.09.03) / 3. Tabellenplatz
WERDER - TSV 1860 München 2 : 1 (0 : 0)
Werder bezwingt 1860 mit 2:1 und ist Dritter
Bremen - Dank des besten Saisonstarts seit der Herrschaft von "König Otto" Rehhagel hat sich Werder Bremen in der Spitzengruppe der Fussball-Bundesliga eingenistet. "Das ist doch ein gutes Zeichen, wenn man auch mal ein schwächeres Spiel gewinnt. In der Vergangenheit war das ja nicht immer so", entfuhr es Sportdirektor Klaus Allofs nach dem 2:1 (0:0)-Erfolg gegen 1860 München, der ähnlich gut aus den Startlöchern gekommen war, nach dieser Niederlage aber wieder ins Mittelfeld abgerutscht ist.
Mit stürmischem Hurra-Fussball waren die Hanseaten im vergangenen Jahr noch in so manche überflüssige Heimniederlage gerannt, gegen die vor dem Anpfiff noch punkgleichen "Löwen" schlichen sich die Hanseaten mit Minimalisten-Fussball auf den dritten Tabellenplatz.
"Energieleistung hat uns den Sieg gebracht"
Die meisten der 31.233 Zuschauer im Weserstadion konnten damit leben, Trainer Thomas Schaaf nicht: "Ein Spiel, dass man relativ schnell abhaken muss. Wir können viel mehr bieten, nur eine Energieleistung hat uns den Sieg gesichert." Nörgelig gab sich auch Münchens Coach Falko Götz, der zudem noch mit leeren Händen an die Isar zurückflog. "Es wäre leicht gewesen, in Bremen zu punkten, aber das war unsere schlechteste Leistung in dieser Saison", kritisierte der einstige Bundesliga-Profi. Am Ende einer langen Litanei von Fehlern und Versäumnisse seiner Schützlinge wurde der 41-Jährige dann sogar noch zum Poeten: "Wir haben dem Gegner die Tür zum Sieg geöffnet."
Ailton trifft per Elfmeter
Damit meinte Götz die 63. Spielminute. Beim Stande von 1:1 konnte Markus Schroth die klarste Torgelegenheit des Spiels aus kürzester Distanz nicht nutzen, 180 Sekunden später stellte Bremens Franzose Johan Micoud den Endstand her. Ailton hatte per Fouelfmeter mit seinem fünften Saisontreffer die Norddeutschen in der 48. Minute in Führung gebracht, Schroth konnte nach 57 Minuten kurzzeitig ausgleichen. An der Weser nahm man die tadelnden Worte von Schaaf mit einer Mischung aus Selbstkritik und Selbstbewusstsein an. "Es war nur ein Arbeitssieg mit vielen Fehlern", meinte Torhüter Andreas Reinke.
Micoud mit zwei Gesichtern
Sportdirektor Allofs hingegen wollte sich die aktuelle Situation beim SV Werder nicht klein reden lassen: "Wer aus sechs Spielen 13 Punkte holt, gehört auch auf den dritten Tabellenplatz. Die Mannschaft ist stark genug, um sich oben auf längere Zeit festzusetzen." Eine Prognose, die allerdings stark abhängig von der Verfassung von Micoud ist. Der Mittelfeldregisseur, bei der 1:2-Niederlage in der Vorwoche bei Borussia Dortmund schmerzlich vermisst, lenkte diesmal nach leidlich ausgeheiltem Rippenbruch auch ohne einen Schutzpanzer aus Kunststoff in gewohnter Klasse die Aktionen der Grün-Weissen.
"Ich habe ohne Rippenschutz gespielt, weil es sonst gestört hätte", gab der Europameister erst nach dem Spiel zu. Er zeigte aber auch sein zweites, weit hässlicheres, Gesicht: Im Zweikampf mit Nationalspieler Benjamin Lauth leistete sich der 30-Jährige eine Tätlichkeit, die Schiedsrichter Herbert Fandel aus Kyllburg übersah.