28. Spieltag (10.04.04) / 1. Tabellenplatz
Eintracht Frankfurt - WERDER 0 : 1 (0 : 0)
Werder hält FCB mit Glück auf Distanz
Frankfurt/Main - Hinterher wurden mal wieder die Fernsehbilder bemüht. Es wurde vor- und zurückgespult, angehalten, die Zeitlupe beobachtet, und wieder zurückgespult. Immer und immer wieder stürzte Nelson Valdez in den Strafraum der Frankfurter. Die entscheidende Frage war: Hatte ihn Alexander Schur vor der Strafraumgrenze am Trikot gezupft oder im Strafraum?
Auf Tatortsuche
Schiedsrichter Jürgen Jansen entschied sich in der Hitze des Gefechts für den Elfmeterpfiff. Mit einigem Abstand und nach Sichtung der Fernsehbilder blieb er bei seinem Fehl-Urteil. Selbst im Standbild könne er nicht erkennen, wo der Tatort war. Er war vor der Sechzehner-Linie. Warum die Nachbetrachtung von Valdez' Flug derart ausführlich geriet, liegt auf der Hand. Valerien Ismael verwandelte den folgenden Strafstoss in der 80. Minute. Davor war noch kein Tor gefallen - und danach fiel auch keins mehr. Bremen siegte äusserst glücklich mit 1:0 (0:0) gegen wackere Frankfurter, die jetzt Vorletzter sind und vor ihrem dritten Abstieg stehen.
Bremen mit meisterlichem Fortune
Bremens Trainer Thomas Schaaf wollte sich zur spielentscheidenden Situation nicht äussern, verwies stattdessen auf andere Szenen in dieser Saison, in denen die Bremer keinen Strafstoss zugesprochen bekommen hätten. Das war aussagekräftig genug. Letztlich ist die Diskussion zwar spannend, aber wie immer müssig. Fest steht nun: Bremen hat nicht nur das Können, um Meister zu werden, sondern auch das nötige Fortune.
Ailton und Micoud ausgewechselt
"Es war ganz schwierig heute", bekannte Ismael, "es war nicht schön, aber wichtig". Wohl wahr. Der Sieben-Punkte-Abstand zu den Bayern ist so gewahrt geblieben. Beschweren hätten sie sich nicht dürfen, wären sie am Samstag zum dritten Mal in Folge nur zu einem Remis gekommen. Die Frankfurter hätten zwar im Leben kein Tor geschossen, aber die Bremer hätten es beinahe auch nicht geschafft. Johan Micoud, Ailton, Ivan Klasnic - drei der Stärksten der vergangenen Monate wechselte Schaaf aus. Die Frankfurter hatten das Trio zermürbt.
"Solche Spiele gehören zu einer Meister-Saison dazu"
Schaaf ist da ganz schmerzfrei, er scheut sich nicht, seine Stars vorzeitig vom Feld zu holen. "Wir müssen die Leistung beurteilen. Ailton war heute nicht so gut drauf, auch Johan Micoud konnte nicht seine gewohnte Leistung abrufen. Da habe ich mir gedacht: Probieren wir mal was Neues aus." Und siehe da: Der neue Mann Valdez brachte die Bremer auf die Siegerstrasse. Es passt alles ins meisterliche Bild. "Solche Spiele gehören zu einer Meister-Saison dazu", befand Sportdirektor Klaus Allofs.
Frankfurt: Vierte Pleite in Folge
In Frankfurt kreisen die Gedanken um ganz andere Dinge. Die Zweite Liga ruft - so laut, dass es den Eintracht-Spielern in den Ohren schallt. Vier Spiele in Folge verloren, seit 370 Minuten ohne Tor und in den kommenden Wochen auch noch ohne die Hoffnungsträger Ioannis Amanatidis und Ingo Hertzsch. Amanatidis sah wie auch Bremens Ümit Davala nach einer Rauferei in der 41. Minute die Rote Karte und wird in den kommenden Wochen nicht zur Verfügung stehen. Ingo Hertzsch musste mit Verdacht auf Nasenbeinbruch nach 73 Minuten ausgewechselt werden.
Reimann flüchtet sich in Durchhalteparolen
Frankfurts Trainer Willi Reimann, dessen Team auch in der dritten Partie seiner Fünf-Spiele-Sperre keinen Punkt holte, flüchtete sich in Durchhalteparolen: "In der Winterpause war unsere Situation viel schlechter. Wir haben immer noch die Möglichkeit, Punkte zu holen und so die Klasse zu halten." Sie sollten schleunigst damit anfangen.