Schaaf verlässt Bremen per sofort

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Seit dem Mai 1999 schwingt Thomas Schaaf bei Werder Bremen das Zepter. Heute Mittwoch wird bekannt: Der 52-Jährige Coach tritt ab und wird schon am kommenden Samstag im letzten Saisonspiel gegen Nürnberg nicht mehr an der Seitenlinie stehen.

«Wir haben wie angekündigt in den vergangenen Tagen unsere sportliche Entwicklung analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Neuanfang wagen wollen», teilt Werders Manager Thomas Eichin (46) mit. Und ergänzt: «Nach dem Kraftakt zum Klassenerhalt sind wir der gemeinsamen Überzeugung, dass eine einvernehmliche Trennung für den geplanten Neustart das Beste ist.» Erst am vergangenen Wochenende hat der Meister von 2004 nach einer verkorksten Saison den Klassenerhalt gesichert.

Thomas Schaaf war der dienstälteste Trainer der Bundesliga und erinnerte schon fast an Sir Alex Ferguson, der 27 Jahre lang Manchester United anführte. Beide Trainer-Dinos treten nun also in der selben Woche ab.

Das Schaaf-Ende! Fritz: „Ein emotionaler Abschied“

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Schluss, aus und vorbei: Die einzigartige Ära von Thomas Schaaf als Cheftrainer bei Werder Bremen ist nach 14 Jahren mit einem Paukenschlag beendet worden. Nach Klub-Informationen verlief das Ende der Zusammenarbeit nach einer turbulenten Saison einvernehmlich.

„Ich hatte hier eine außergewöhnliche Zeit, verbunden mit vielen positiven Erlebnissen und großen Erfolgen. Ich möchte mich bei allen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben, bedanken. Ich wünsche Werder Bremen eine erfolgreiche Zukunft”, lauteten die Abschiedsworte von Schaaf, der wettbewerbsübergreifend 644-mal auf der Werder-Bank saß. Auf der Werder-Homepage verabschiedete sich Schaaf am Nachmittag per Video auch mit bewegenden Worten von den Fans, die vor allem in den vergangenen drei Spielen ein „wunderschönes Gesicht” gezeigt hätten, dass sie auch in Zukunft beibehalten sollen.

Der 52-Jährige, seit 1972 im Verein, wird auf eigenen Wunsch nicht mehr im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg auf der Bank sitzen. Die Betreuung der Mannschaft in den letzten beiden Wochen der Saison übernehmen Schaafs bisherige Co-Trainer Wolfgang Rolff und Matthias Hönerbach. „Das war ein sehr emotionaler Abschied”, sagte Werder-Kapitän Clemens Fritz bei Sky Sport News HD und fügte an: „Das war ein Paukenschlag und kam schon ein wenig überraschend für uns. Obwohl seit Wochen über dieses Thema diskutiert wurde, geht es dann schon unter die Haut, wenn es dann so weit ist. Wir wollen uns nun mit einem Sieg in Nürnberg von unseren Fans, aber auch von Thomas Schaaf, der großartige Arbeit für Werder geleistet hat, verabschieden.”

Schaaf, dessen Karriere als Chefcoach an der Weser 5119 Tage dauerte und damit nur unwesentlich kürzer als die von Werders Trainer-Dino Otto Rehhagel (5202) war, hat sich am Mittwochmorgen von den Spielern und seinen Trainerkollegen verabschiedet und seinen Arbeitsplatz verlassen. Werders neuer Sportdirektor Thomas Eichin hielt sich auf einer Pressekonferenz zur Trainerfrage bedeckt, sagte aber immerhin: „Es wird ein Trainer von außen kommen, einer, der hier nicht jeden Stein kennt.” Man wolle sich bei der Suche zwar die nötige Zeit nehmen, der neue Coach solle aber in die Personalplanung für die neue Spielzeit mit einbezogen werden.

Das Ende der Ära Schaaf hatte sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Werder konnte am vergangenen Wochenende durch ein 1:1 gegen Eintracht Frankfurt den Klassenerhalt perfekt machen. „Wir haben in den vergangenen Tagen unsere sportliche Entwicklung analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Neuanfang wagen wollen. Mit ihm konnte der Verein herausragende sportliche Erfolge feiern, er hat Werder geprägt”, sagte Eichin auch im Namen seiner beiden Geschäftsführerkollegen Klaus Filbry und Klaus-Dieter Fischer.

Mit Schaaf habe man am Montag und Dienstag in guter Atmosphäre gesprochen, anschließend dem Wunsch des Trainers entsprochen, der am Samstag nicht mehr auf der Bank sitzen wollte. „Das war kein Rücktritt, aber auch kein Tribunal, sondern eine gemeinsame Entscheidung”, betonte Eichin, der ankündigte, dass man „werder-like” eine „harmonische und vernünftige” Vertragsauflösung herbeiführen wolle. Schaaf hat bei Werder noch einen Vertrag bis 2014.

Der mächtige Geschäftsführer Fischer hatte vor Tagen bereits den Finger in die Wunde gelegt. „Wir haben es nicht geschafft, an die Europa League heranzurücken. Wir sind nicht glücklich mit den Einkäufen der letzten Zeit. Und nicht mit der Zuführung junger Spieler in den Profi-Kader. All das müssen wir diskutieren.” In Schaaf verlässt der dienstälteste Bundesliga-Cheftrainer, zugleich Rekordtrainer im Fußball-Oberhaus, seinen Posten. Der gebürtige Mannheimer hatte das Amt am 9. Mai 1999 übernommen und die Werderaner zum Doublegewinn 2004 geführt.

Insgesamt holte er als Cheftrainer drei Pokalsiege (1999, 2004, 2009) und machte Werder zum Stammgast im internationalen Wettbewerb. Unter seiner Leitung nahmen die Grün-Weißen sechs Mal an der Champions League teil und starteten in vier Spielzeiten im UEFA-CUP bzw. in der Europa League.

WERDER - Frankfurt: 2:2

WERDERleichterung! De Bruyne schießt Bremen zum Klassenerhalt

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Das Zittern ist vorbei und ganz Bremen liegt sich in den Armen: Genau 14 Jahre nach seinem Amtsantritt hat sich Trainer Thomas Schaaf mit Werder Bremen wie auch damals aller Abstiegssorgen aus der Fußball-Bundesliga entledigt. Mit dem umkämpften 1:1 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt sind die Hanseaten mit 34 Punkten gerettet, weil die Konkurrenz aus Düsseldorf und Augsburg patzte. „Ich freue mich riesig, vor allem über die hohe Identifikation mit den Fans”, betonte Schaaf, der über seinen eigenen Verbleib an der Weser nichts sagen wollte.

Kevin de Bruyne (22.) traf für die Gastgeber. Srdjan Lakic (51.) sorgte für den Ausgleich. Unter den ständigen Anfeuerungsrufen der Fans im mit 42 100 Zuschauern ausverkauften Weserstadion begannen die nun seit zwölf Spielen sieglosen Norddeutschen offensiv und zweikampfstark. Schaaf hatte die gleiche Elf aufgeboten wie beim 2:2 gegen Hoffenheim in der Vorwoche, der nach Magen-Darm-Problemen genesene Zlatko Junuzovic nahm auf der Bank Platz. Werders erste Chance schoss Aaron Hunt (10.) nach einem Eckball aus etwa 16 Metern über das Gehäuse von Oka Nikolov. Veh musste umstellen, nach dem Ausfall von Kapitän Pirmin Schwegler (Leiste) und Alexander Meier (Bänderverletzung) ließ er mit einer Raute und zwei Spitzen spielen. In der Anfangsphase waren die Hessen nur darum bemüht, kein frühes Tor zu kassieren. Der starke de Bruyne nutzte jedoch eine Vorlage von Philipp Bargfrede und überwand aus Nahdistanz den Frankfurter Schlussmann. Sein Selbstbewusstsein demonstrierte de Bruyne (35.), als er mit einem Distanzschuss nur knapp das Tor verfehlte.

Das siebte Saisontor wird wahrscheinlich das letzte des Belgiers vor heimischem Publikum gewesen sein. Der vom FC Chelsea ausgeliehene Offensivspieler wird nicht länger an der Weser bleiben, Leverkusen und Dortmund wollen ihn gern kaufen. Offiziell verabschiedet wurde er wegen der Konzentration auf den Abstiegskampf aber noch nicht. Nur Ersatzkeeper Christian Vander bekam einen Blumenstrauß, der 32-Jährige wechselt in den Trainerstab. Gefahr von den Gästen drohte durch Karim Matmour (23./25.), der von Sebastian Prödl gestoppt wurde. Zwar stießen die Gäste immer wieder in die Bremer Hälfte vor, das aggressive Pressing der Schaaf-Elf verhinderte den Ausgleich. In Bedrängnis geriet sie als Bastian Oczipka den Ball im Strafraum auf Marco Russ (43.) chippte, doch der köpfte über die Latte.

Als die Bremer nach der Pause ihre Möglichkeiten durch Abspielfehler vergaben, setzte Frankfurt nach und kam durch Lakic zum Ausgleich. Karim Matmour hatte sich gegen zwei Bremer durchgesetzt und die Vorlage gegeben. Nach einem Konter hätte Sebastian Jung (64.) nachlegen könnte, verfehlte aber ebenso wie Nils Petersen im Gegenzug das Tor. Werder verfiel durch das Gegentor in alte Spielmuster zurück, agierte zu ängstlich und riskierte eine Niederlage. Doch am Ende reichte das Remis zur Rettung.

WERDER - Hoffenheim: 2:2

Last minute! Schipplock schockt Werder

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Werder Bremen ist trotz einer 2:0-Halbzeitführung der Befreiungsschlag wieder nicht gelungen. Der norddeutsche Fußball-Bundesligist kam am Samstag gegen 1899 Hoffenheim nur zu einem 2:2 (2:0) und wartet nunmehr seit elf Spielen auf einen Sieg. Während die Bremer in der Tabelle immerhin noch oberhalb der Abstiegsränge stehen, besitzen die Hoffenheimer trotz des späten Punktgewinns nur noch eine minimale Chance auf den Klassenverbleib. Die Tore für Werder schossen vor 40 500 Zuschauern Aaron Hunt (2./Foulelfmeter) und Kevin de Bruyne (24.), ehe in der Schlussphase Sven Schipplock (85., 90.) zweimal zuschlug.

Dabei hatten die Zuschauer ihre Mannschaft von Beginn an angetrieben und einen Traumstart wie noch nie in dieser Saison erlebt. Im Spiel der beiden Teams mit den meisten Gegentreffern der Liga feierten die Werder-Fans ein schnelles Tor, das ihre Nerven und die der Spieler beruhigte: Hunt verwandelte den Strafstoß sicher, den er selber nach einer Attacke von David Abraham nach nur 20 Sekunden herausgeholt hatte. Doch es nutzte nichts. Die Bremer schafften es nicht, den Vorteil länger als 85 Minuten zu nutzen. Am Ende brachen sie ein. Sie spielten die Kontermöglichkeiten nicht aus und kassierten noch zwei bittere Gegentreffer.

Immerhin: Nach den Unmutsbekundungen während der zurückliegenden Heimspielen hat sich die Atmosphäre in Bremen deutlich gewandelt. Die Fans machten bereits bei der Ankunft des Mannschaftsbusses einen unglaublichen Lärm und feuerten die Profis derart an, dass Trainer Thomas Schaaf von seinem Sitz in der ersten Reihe aufstand und applaudierte. „Unterstützung statt Pfiffe” stand auf einem der Transparente - und das setzten die Anhänger eindrucksvoll um. Die aus Solidarität überwiegend in grün gekleideten Fans sahen, wie ihre Lieblingsmannschaft kämpfte und arbeitete. Die zuletzt im Weserstadion üblichen Pfiffe gab es dieses Mal nicht, auch wenn nicht alle Aktionen so gelungen waren wie der schöne Schuss von de Bruyne zum 2:0 nach Vorarbeit von Nils Petersen.

Spielerisch lief nicht so viel. Der auf der rechten Seite spielende Mittelfeld-Motor de Bruyne ragte wieder einmal heraus. Der für den erkrankten Zlatko Junuzovic im linken Mittelfeld auflaufende Özkan Yildirim zeigte zumindest einige gute Ansätze. Die Hoffenheimer wirkten geschockt von der überraschenden Atmosphäre und von dem frühen Gegentor. Beeindruckt schauten sie zu oft nur zu, wie die Bremer mit großer Leidenschaft um jeden Ball kämpften. Aber am Ende des Spiels kamen sie überraschend zurück, weil Werder nervös wurde. Der eingewechselte Schipplock gab das Signal für das späte Aufbäumen, das bis dahin nicht zu sehen war. Die Hoffenheimer rannten an. Die Anfälligkeit der Bremer Abwehr konnte Schipplock ein zweites Mal nutzen.

Leverkusen - WERDER: 1:0

Abseits-Zoff um entscheidenden Bayer-Elfer

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Die Gefahr ist extrem groß, Thomas Schaaf bleibt trotzdem Werder-Coach. „Ein Trainerwechsel zu diesem Zeitpunkt wäre absoluter Nonsens” – klarer konnte das Bekenntnis des Bremer Fußball-Geschäftsführers Thomas Eichin für seinen leitenden Angestellten kaum sein. „Es wird auch keine Gespräche geben”, machte Eichin deutlich, dass Trainer-Denkmal Schaaf auch im „Endspiel” gegen 1899 Hoffenheim sportlich das Sagen haben wird. Schaaf verwies nach dem 0:1 (0:1) bei Bayer Leverkusen, das sich damit fast sicher für die Champions League qualifiziert hat, vehement darauf, dass er nicht aufgeben werde. Für ihn werde sich aus eigenem Antrieb nichts ändern. „Ich glaube, ich habe keinen erkennbaren Sprachfehler”, belehrte er einen hartnäckigen Medienvertreter, der mit seinen Fragen immer wieder auf die Möglichkeit abzielte, dass Schaaf seinen bis Ende kommender Saison laufenden Vertrag nicht erfüllen könnte.

Eines ist aber noch klarer geworden: Mit dem zehnten nicht gewonnenen Spiel nacheinander taumelt Werder rasanter denn je nach unten. Jetzt setzen sie alle Hoffnungen auf die beiden Heimpartien gegen Mitkonkurrent Hoffenheim und Eintracht Frankfurt. „Da müssen wir punkten”, forderte Bremens Kapitän Clemens Fritz. Denn nach dem entscheidenden Gegentor durch Stefan Kießlings verwandelten Foulelfmeter (35. Minute) beträgt der Vorsprung auf den 16. Tabellenplatz nur noch zwei Punkte, die Angst vor der Relegation oder gar Schlimmerem wächst.

An der Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin erregten sich Schaaf und Eichin. Eichin empfand es mit verbaler Zurückhaltung als „außergewöhnlich”, dass sich Aytekin von seinem Assistenten überstimmen ließ und erst nach Rücksprache auf den Punkt zeigte. Zuvor hatte Werder-Keeper Sebastian Mielitz, der für die Aktion Gelb sah, Sidney Sam von den Füßen geholt – nach einer angeblichen Abseitssituation. Logische Folge im Werder-Denken: Dann hätte sich die Strafstoßfrage gar nicht stellen dürfen. Schaaf fühlte sein Team benachteiligt: „Wenn man eine Regel hat und sie so auslegt, muss das Woche für Woche gleich sein.” Ihm fehlte schlichtweg das Verständnis für Aytekins Entscheidungsfindung. Schaaf drängte sich der Eindruck auf, „dass jeder so sein eigenes Regelbuch dabei hat”.

Grundsätzlich waren die Voraussetzungen für einen tollen Werder-Auftritt vor 30 210 Zuschauern schon vor dem Anpfiff denkbar schlecht. Erst am Tag vor der Partie suspendierten die Bremer ihre Profis Marko Arnautovic und Eljero Elia wegen Disziplinlosigkeit. Ob beide zurückkommen? „Das weiß ich nicht”, sagte Eichin, wiederholte aber, dass die beiden „gegen die Regeln verstoßen haben”. Die Autobahn-Affäre, deretwegen Arnautovic und Elia als Offensivkräfte fehlten, zeigte ihre Folgen: Nach vorn war Werder sehr schwach. Defensiv zog sich die Schaaf-Elf gut aus der Affäre und stand in der 72. Minute sogar vor dem 1:1. Doch Zlatko Junuzovic ließ sich, völlig allein vor dem Bayer-Tor, von Keeper Bernd Leno den Ball vom Fuß (72.) nehmen.

Dass die Werder-Anhänger ihre Mannschaft und den Trainer noch lange nach dem Abpfiff für eine ihrer Meinung nach engagierte Vorstellung mit Sprechchören feierten, befand Schaaf als sehr ermutigendes Signal für den Showdown: „Das war großartig, das war einzigartig. Ein Dankeschön an unsere Fans.”