WERDER - Famagusta: 0:0

Stürmer patzen gegen Famagusta

Von CHRISTOPH SONNENBERG, MARKUS BALCZUWEIT und ALEXANDER HOLZAPFEL

Mensch, Werder! So seid ihr in nullkommanix aus der Champions League ausgeschieden. Zum Auftakt in der Königsklasse gab es eine schlimme Nullnummer gegen Famagusta! Der Meister aus Zypern ist international ein Niemand. 34000 pfiffen die Bremer gnadenlos aus. Schon wieder ging der Start in der Champions League böse daneben. Zum fünften Mal in Folge konnte sich Werder qualifizieren, viermal ging das Auftaktspiel verloren...

Claudio Pizarro verballerte alles was ihm in die Quere kam. Beispiele gefälligst? 16. Minute: Nach Fritz-Pass schießt der Werder-Stürmer aus 7m mit links vorbei. 24. Minute: Pizarro scheitert aus 8 m mit einem Kopfball an Famagusta-Torhüter Beqaj. 45. Minute: Nach einer Jensen-Flanke tritt der Peruaner am Ball vorbei. Sah stümperhaft aus. Sportchef Klaus Allofs bei Premiere: „Wir machen das ziemlich gemächlich, das geht nicht.“ Und zu Pizarro: „Es läuft nicht für ihn.“

In der 65. Minute nahm Schaaf Pizarro, der für 1,5 Mio Leihgebühr von Chelsea gekommen war, runter. Eine Erlösung für alle Beteiligten. Allerdings machte es Almeida, der für Pizza kam, auch nicht besser. In der 79. Minute ballerte der Portugiese den Ball völlig frei neben den Kasten. Schaaf schaute nachdenklich in den Bremer Nachthimmel. Wie soll das erst am 1. Oktober bei Inter Mailand werden?

WERDER - Cottbus: 3:0

Diego: Traumtor mit 25 408 km Anlauf

Von C. SONNENBERG, M. WINDISCH und M. BALCZUWEIT

Bremens 3:0 gegen den Elf-Mann-Abwehrriegel aus Cottbus – lange war es eine echte Zitterpartie. Erst eine Viertelstunde vor Schluss erlöste Diego (23) mit seinem 22-Meter-Hammer die Bremer. Der Brasilianer leitete Werders ersten Saisonsieg ein – und begrub alle Energie-Träume. Für sein Traumtor nahm er 25408 Kilometer Anlauf.

Exakt die Strecke, die der Brasilianer vor dem Cottbus-Spiel für die WM-Quali (3:0 in Chile, 0:0 gegen Bolivien in Rio) zurückgelegt hatte. Erst kurz vor dem Abschluss-Training landete Werders Mittelfeld-Zauberer in Bremen. Nur einen Tag später erlöst er Werder. Diego über sein Traumtor: „Ich wusste, dass ich den Ball gut getroffen habe. Dass er rein ging habe ich erst gemerkt, als er im Netz zappelte.

Dabei war nicht mal klar, ob Diego überhaupt aufläuft. Auf dem Flug schlief der Brasi-Zauberer (in der Business-Class) nur sechs Stunden. Trainer Thomas Schaaf: „Wir mussten erst überprüfen, wie er sich fühlt. Aber er wollte spielen und der Mannschaft helfen.“ Auf dem Platz war gestern von Müdigkeit keine Spur mehr. Diego: „Vielleicht ist das mein Werder-Geheimnis. Wenn ich das Werder-Trikot anziehe, fühle ich mich wie neugeboren.

Nach der Bremer Führung brachen bei Cottbus hinten alle Dämme. Torsten Frings (spielte trotz Nasenbeinbruch ohne Maske) traf ebenfalls mit einem Sahne-Tor (80.). Der Nationalspieler: „Diegos Gewaltschuss haben wir gebraucht. Bei meinem Drop-Kick-Tor bin ich abgerutscht. In beiden Toren steckte all das Glück, das uns in den Szenen davor fehlte.“

Den Schlusspunkt setzte Sanogo (83.) – und Werder kriegt nach schwachem Saisonstart (nur zwei Punkte) noch rechtzeitig die Kurve ... Am Dienstag beginnt für Werder (gegen Famagusta) die Champions League. Samstag geht’s zum Kracher-Spiel nach München. Startet Werder endlich durch?

Gladbach - WERDER: 3:2

Schlechtester Start seit neun Jahren. Schaaf motzt: „Die Einstellung hat gefehlt!“

Von D. KRÜMPELMANN und C. SONNENBERG

Der Vizemeister vergurkt 2:3 in Gladbach. Nach zwei Unentschieden geht’s mit zwei Punkten runter auf Platz 13. „Wir haben einen Fehlstart hingelegt“, weiß nicht nur Nationalspieler Clemens Fritz. Es ist der schlechteste Saisonstart seit neun Jahren!

Werder am Boden. Lange glich das lustlose Gekicke einer Arbeitsverweigerung. Schlafwagen-Fußball der schlimmsten Art. Bis auf Torhüter Tim Wiese (BamS-Note 3) waren alle Bremer ein Ausfall. Manager Klaus Allofs genervt: „So eine Leistung kann man nicht abliefern!“ Trainer Thomas Schaaf: „Die Grundeinstellung hat gefehlt. Nur Spielen allein reicht nicht.“ Und Kapitän Frank Baumann sagt sogar: „Es sah aus, als hätten einige körperliche Defizite.“

Dabei hatten sie alle auf das Comeback von Diego gesetzt. Endlich sollte es die Fußball-Show im Zusammenspiel mit Bremen-Heimkehrer Claudio Pizarro geben. Doch Diegos Saisondebüt nach fünf Wochen Asien-Reisen und Olympia-Bronze wurde zum Debakel. Diego (1,77 m) verlor das Duell gegen Gladbachs Zauberzwerg Marko Marin (1,70 m). Nur bei seinem Freistoß zum 2:3 blitzte einmal seine Klasse auf.

Wie es geht, zeigten Dribbel-König Marin und Borussen-Nobody Alex Baumjohann (21). Nationalspieler Marin bereitete u.a. das 1:0 mit einem Zucker-Pass vor. Baumjohann, den Ex-Trainer Heynckes einst das „Super-Talent Deutschlands“ nannte, knackte Werder mit seinem Super-Solo zum 3:0. Genau diese Lust und diesen Biss hatten Werders Fans von Diego erwartet. Nach seinem Olympia-Abenteuer düst er jetzt schon wieder zu Brasiliens Nationalmannschaft zur WM-Quali gegen Chile und Bolivien und wird erst einen Tag vorm Cottbus-Spiel (13.9.) zurück erwartet.

Die Gegner von Werder in der CL 08/09

Werder Bremen kämpft in diesem Jahr in der Champions-League-Vorrundengruppe B gegen:

  • Inter Mailand

  • Panathinaikos Athen und

  • Anorthosis Famagusta

um den Einzug ins Achtelfinale - Beginn jeweils um 20.45 Uhr.

1. Spieltag: Di., 16.09.2008, Werder Bremen - Anorthosis Famagusta
2. Spieltag: Mi., 01.10.2008, Inter Mailand - Werder Bremen
3. Spieltag: Mi., 22.10.2008, Panathinaikos - Werder Bremen
4. Spieltag: Di., 04.11.2008, Werder Bremen - Panathinaikos
5. Spieltag: Mi., 26.11.2008, Anorthosis Famagusta - Werder Bremen
6. Spieltag: Di., 09.12.2008, Werder Bremen - Inter Mailand

 

Stimmen zur Auslosung:

Geschäftsführer Klaus Allofs
Ich bin zufrieden mit der Auslosung, auch wenn wir nicht die spektakulärste Gruppe erwischt haben. Mit dem italienischen Meister Inter Mailand haben wir eine sportlich sehr große Herausforderung, sie haben eine sehr attraktive Mannschaft. Wie unangenehm griechische Mannschaften zu spielen sind, haben wir in den letzten Jahren auch schon erfahren dürfen, doch gegen Panathinaikos haben wir uns damals durchgesetzt, das kann auch ein gutes Omen sein. Famagusta darf man wohl das Überraschungsteam der gesamten Qualifikationsphase nennen. Da bin ich sehr neugierig. Insgesamt halte ich die Gruppe für eine sportlich lösbare Aufgabe, wenn wir die Spiele mit höchster Konzentration angehen.

Jürgen L. Born, Vorsitzender der Geschäftsführung
Das ist eine ausgeglichene Gruppe, in der ich mich besonders auf die Duelle gegen Internazionale Mailand freue. Vor fünf Jahren hatten wir dort unser erstes Spiel in der Königsklasse, nach unserem Double-Gewinn und nach vielen Jahren der Champions-League-Pause. Die Mannschaft hatte sich so viel vorgenommen und musste nach wenigen Minuten einen sehr umstrittenen Platzverweis für Ismael hinnehmen. Jetzt haben wir die Chance, uns noch einmal dort vorzustellen. Da können wir einiges begradigen.

Cheftrainer Thomas Schaaf

... über die Gruppe:
Insgesamt haben wir eine Gruppe bekommen, in der uns die Möglichkeiten offen stehen, ins Achtelfinale einzuziehen. Aber wir müssen auch aufpassen. Mit Inter und Panathinaikos kennen wir schon zwei Mannschaften und wissen genau, wie schwer wir uns gegen sie getan haben.

... über Inter Mailand
Man muss sich nur den Kader von Inter anschauen, um zu wissen, welch attraktiver Gegner da auf uns zukommt. Sie können allein im Angriff auf Ibrahimovic, Adriano, Crespo zurückgreifen. Das steckt viel Qualität drin. Sie sind aktueller Meister und bei meinem Kollegen Jose Mourinho weiß man, welche Arbeit er abliefert.

... über Panathinaikos Athen
Ein bekanntes Gesicht ist auch der Trainer von Panathinaikos Athen. Auf Henk ten Cate treffen wir international nun schon zum dritten Mal. Er war Co-Trainer in Barcelona, Trainer von Ajax Amsterdam und jetzt in Athen. Mit ihren Siegen in der Qualifikation gegen Tiflis und Sparta Prag haben sie Ausrufezeichen gesetzt. Da muss man erstmal durchkommen. In der Meisterschaft sind sie zwar nur Dritter geworden, aber sie haben im Sommer ihren Kader mit unglaublichen Wechsel-Aktivitäten aufgefrischt. Ein interessanter Spieler ist sicher der von Arsenal gekommene Gilberto Silva. Für unsere Österreicher im Team wird ihr Landsmann Ivanschitz kein Unbekannter sein. Fakt ist, dass uns dort ein Team erwarten wird, das einiges bewegen will.

... über Famagusta
Mit Famagusta haben wir dann noch die große Unbekannte der Königsklasse in der Gruppe. Aber die Quali-Ergebnisse zeigen, wie gefährlich diese Mannschaft sein kann. Vor allem zu Hause haben sie unglaubliche Ergebnisse erzielt. Dort hat Rapid Wien 0:3 verloren und auch Olympiakos Piräus. Und gerade wir wissen, wie hoch man den Erfolg gegen die Griechen einstufen muss. Famagusta Neuzugang Dellas ist kein Unbekannter und Leiwakabessy kennen wir aus seiner Zeit bei Alemannia Aachen. Das Team ist insgesamt eines der älteren. Da steckt viel Erfahrung drin. Da dürfen wir nicht naiv rangehen.

Bielefeld - WERDER: 2:2

Rosi-Doppelpack! Aber Werder braucht Pizarro

Von RAINER HOFFMANN und MARKUS BALCZUWEIT

Auf diesen Flieger wartet ganz Bremen seit Monaten! Morgen Abend wird Claudio Pizarro (29) auf dem Bremer Flughafen erwartet. Werder hat den Peruaner für ein Jahr vom FC Chelsea losgeeist – 1,5 Millionen Euro Leihgebühr, 3,6 Millionen Euro Jahresgehalt. Pizarros einziger Auftrag: Tore, Tore, Tore!

Schade für Werder, dass Manager Klaus Allofs den Wechsel erst am Freitag unter Dach und Fach brachte. Pizarro (spielte schon von 1999 bis 2001 für Werder) wird deshalb erst am kommenden Samstag gegen Schalke seinen Einstand geben. Dabei hätte Werder ihn schon gestern so gut gebrauchen können. Markus Rosenberg traf zwar im Doppelpack beim 2:2 auf der Bielefelder Alm. Aber klar wurde auch: Einen Pizarro braucht Werder trotzdem ganz, ganz dringend.

Denn Rosenberg-Partner Hugo Almeida (verpennte am Dienstag den Abflug zum Testspiel in Esbjerg) enttäuschte genau so wie Boubacar Sanogo (wurde eingewechselt). Damit ist klar: Werders neues Sturm-Duo bilden ab sofort Pizarro und Rosenberg.

Den ersten Dämpfer des Tages bekamen die Bremer gestern schon am Mittag. Im TV sahen sie, wie Diego mit Brasiliens Olympia-Auswahl ins Halbfinale einzog. Heißt automatisch: Diego wird Werder auch gegen Schalke fehlen. Dämpfer Nummer zwei: Die Defensivleistung. Fritz enttäuschte auf der rechten Seite, ließ sich wiederholt ausspielen, pennte vor dem 2:2. Und Neuzugang Prödl (ersetzte den verletzten Mertesacker) leitete mit einem Kopfballfehler den ersten Ausgleich ein.

Werders Abwehrmisere (vergangene Saison 45 Gegentore) geht also weiter. Torwart Wiese: „ Wir dürfen uns nicht so dämlich anstellen. Die Zuordnung hat gefehlt.“