WERDER - Nürnberg: 0:1

Nürnberg bestraft Werders Wiese

Quelle: Sportbild.de

Tim Wiese blamiert, die Platzherren ernüchtert, die Gäste euphorisch – der 1:0 (0:0)-Sieg des 1. FC Nürnberg bei Werder Bremen hatte Weichen stellenden Charakter, weit über das Saisonende im Mai hinaus. „Wir haben das Abstiegsgespenst aus der Stadt gejagt”, frohlockte Mittelfeldspieler Hanno Balitsch, ähnlich eindeutig äußerte sich Werder-Kapitän Clemens Fritz: „So haben wir in der Champions League absolut nichts zu suchen.” Woran der Bremer Torhüter Tim Wiese nicht ganz unschuldig war, denn mit einem flapsigen Tipp aus einer Karnevalslaune heraus – „Wir gewinnen 5:0” – hatte der Schlussmann vor seinem 250. Bundesligaspiel den Ehrgeiz der Nürnberger zusätzlich angestachelt. Innenverteidiger Philipp Wollscheid: „Da strengt man sich noch mehr an.”

Verlässlich in der Defensive, schwer ausrechenbar in der Vorwärtsbewegung – so fügten die Franken den Gastgebern die erste Rückrundenniederlage zu und machten einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt. Qualitäten hatte vor 40.204 Zuschauern im fast ausverkauften Weserstadion auch der Verlierer, aber sie werden die im Umbruch befindlichen Hanseaten bestenfalls in die Europa League führen. „Die Champions League ist für uns jetzt Geschichte, aber Platz fünf oder sechs ein realistisches Ziel”, sagte Innenverteidiger Sokratis, der in der spielentscheidenden Szene den Ball unglücklich abfälschte.

Man wird an der Weser in der kommenden Wochen damit leben müssen, dass die sehr junge Mannschaft größeren Leistungsschwankungen unterworfen ist. Eine Woche nach dem überzeugend herausgespielten 3:1-Sieg im Nordderby beim Erzrivalen Hamburger SV waren die Ansätze häufig gut, die Abschlüsse hingegen von Nervosität und Übereifer geprägt. „Der lobenswerte Wille hat manchmal den Kopf ausgeschaltet”, analysierte Thomas Schaaf, dadurch, so der Werder-Coach weiter, seien „viele Aktionen zu wenig strukturiert” gewesen. Geschäftsführer Klaus Allofs gab sich zuversichtlich, dass die Formkurve rechtzeitig vor dem Gastspiel am kommenden Wochenende bei Hertha BSC Berlin mit dem neuen Trainer Otto Rehhagel wieder nach oben zeigen wird: „In Berlin wird das alles schon wieder ganz anders aussehen. Grundsätzlich aber sind wir einfach noch nicht so weit, in jedem Spiel eine stabile Leistung abrufen zu können.” Doch schon aus finanziellen Gründen muss und will man in der Hansestadt den Weg der personellen Umgestaltung weitergehen. Die üppig dotierten Verträge von Fritz und Wiese laufen aus, fraglich ist auch, ob Torjäger Claudio Pizarro seinen Kontrakt bis 2013 erfüllt. Dass alle drei Routiniers gehalten werden können, ist wohl die unwahrscheinlichste aller denkbaren Konstellationen.